Zusammenfassung: ökonomisches Kapital – kulturelles Kapital -soziales Kapital – Pierre Bourdieu (28.01.2016)

In seinem Auszug „ökonomisches Kapital, kulturelles Kapital, soziales Kapital“ kritisiert Pierre Bourdieu den wirtschaftswissenschaftlichen Kapitalbegriff. Daher möchte er diesen gerne ausweiten. Außerdem fordert Bourdieu allgemeine Wissenschaft von der ökonomischen Praxis. Er möchte, dass die ökonomische Praxis auch Dinge mit einbezieht, die einen ökonomischen Charakter tragen, als solche jedoch nicht erkennbar sind.

Des Weiteren unterscheidet Bourdieu zwischen drei Arten von Kapital: Ökonomisches Kapital, kulturelles Kapital, soziales Kapital.

Das ökonomische Kapital entspricht fast vollständig dem wirtschaftswissenschaftlichen Kapitalbegriff und ist direkt in Geld konvertierbar. Außerdem eignet es sich gut zur Institutionalisierung des Eigentumsrechts.

Das kulturelle Kapital wird grundsätzlich in drei Formen aufgeteilt: Objektives kulturelles Kapital, inkorporiertes kulturelles Kapital, institutionalisiertes Kapital.

Das objektive kulturelle Kapital wird durch materielle Träger, wie Maschinen, Bücher oder Schriften, objektiviert und ist dadurch in Geld konvertierbar. Außerdem kann es durch inkorporiertes Kulturkapital genutzt werden. Dies ist jedoch nur möglich, wenn man zum Beispiel die Fähigkeit besitzt, eine Maschine zu bedienen. Ist dies nicht der Fall, so ist sie nutzlos.

Das inkorporierte kulturelle Kapital ist die Bildung, die man unbewusst beispielsweise in der Erziehung in der Familie oder bewusst während der schulischen Ausbildung erworben hat. Der Erwerb dieser Bildung benötigt viel Zeit und setzt einen Verinnerlichungsprozess voraus. Er ist daher körpergebunden und wird zum Teil des Habitus einer Person.

Das institutionalisierte kulturelle Kapital dient der Umwandlung von kulturelles in ökonomisches Kapital.

Es umfasst schulische sowie akademische Titel und schafft somit eine Differenz zwischen Titelinhaber und Selbstlerner.

Denn durch den akademischen Titel wird einer bestimmten Person, die Kulturkapital besitzt, institutionelle Anerkennung entgegen gebracht.

Das soziale Kapital ist das große Ganze der potentiellen sowie aktuellen Ressourcen. Sie sind verbunden mit dem Besitz eines dauerhaften Netzes institutionalisierter Beziehungen gegenseitigen Kennens oder Anerkennens. Das soziale Kapital beruht sich auf die Zugehörigkeit zu einer Gruppe, wie zum Beispiel die Familie oder das Netzwerk und auf symbolische sowie materielle Tauschbeziehungen, die mit Arbeit und Zeit verbunden sind.

Es ist zudem ein Produkt laufender Investitionen von so genannten Institutionalisierungsriten (Preise, Geschenke).

Mit der implizierten sowie gegenseitigen Anerkennung der Gruppenzugehörigkeit wird die Gruppe reproduziert.

Am Ende des Auszuges spricht Bourdieu von der Umwandlung von ökonomischen in kulturelles Kapital. Er ist der Meinung, dass die Akkumulation von inkorporierten Kulturkapital viel Zeit in Anspruch nimmt. Diese wird durch die Verfügung über ökonomisches Kapital ermöglicht. Die Zeit spielt bei dem ökonomischen sowie kulturellen Kapital eine wichtige Rolle. Sie ist das Bindeglied zwischen beiden.

 

Auszug aus Bourdieu, Pierre:>>Ökonomisches Kapital – Kulturelles Kapital – Soziales Kapital<<, in: Ders., Die verborgenen Mechanismen der Macht, übers. v. Reinhard Kreckel, Hamburg: VSA-Verlag 2005, S.49-79

Zusammenfassung: ökonomisches Kapital – kulturelles Kapital -soziales Kapital – Pierre Bourdieu (28.01.2016)

„Geist, Identität und Gesellschaft“ (1973) – (07.01.2016)

Georg Herbert Mead unterscheidet in seinem Auszug „Geist, Identität und Gesellschaft“ die symbolischen Bedeutungen Zeichen, Symbole und Gesten.

Die Zeichen werden mit Sinnesreizen verglichen, die Reaktionen auslösen.

Werden diese Reaktionen nun in Form von konkretem Verhalten hervorgerufen, entstehen, laut Mead, Gesten.

Bei Gesten überlegen Menschen oder Tiere automatisch erst, was sie in der vorliegenden Situation bedeuten und entscheiden dann, wie sie am besten darauf reagieren. Der Mensch oder das Tier ist also in der Lage seine Reaktion durch das Denken zu verzögern.

Symbole dagegen, sind Zeichen oder Gesten im allgemeinen Sinne gedacht. Sie weisen über eine bestimme Situation hinaus auf etwas hin und lösen somit bei allen Lebewesen die gleiche Vorstellung und Reaktion auf die bestehende Bedeutung aus. Dabei wird von Signifikanten Symbolen gesprochen.

Signifikante Symbole setzen die erste Kommunikation zwischen Lebewesen voraus.

Die Kommunikation ist eine Form der Verständigung und erfolgt hauptsächlich über das Sprechen. Das Sprechen wiederum ist die Voraussetzung für das Denken. Beim Denken verfügt das Individuum durch verschiedene Sprachsymbole jederzeit über Eindrücke, Erwartungen sowie Erfahrungen. Da die Menschen in der Sprache die gleichen Symbole verwenden, können sie sich gut in andere Menschen hineinversetzen und ihn verstehen. Dieses Verhalten wird auch als antizipiert bezeichnet. Die Fähigkeit, so zu denken, wie sein Gegenüber, nennt Mead Rollenübernahme „role-taking“.

Dadurch dass der Mensch sich gut in einen anderen Menschen hineinversetzen und dann auch so denken kann, kann der Mensch auch sein eigenes Verhalten in einer bestimmten Weise verändern, um bestimmte Reaktionen zu provozieren. Dann spricht Mead von „role-making“.

Die Beteiligten der Handlung können sich in ihren Haltungen sowie Perspektiven wechselseitig verschränken (Play and Game).

Play: Das Kind gewinnt seine Identität, indem es wichtige Bezugspersonen

nachahmt. Diese Bezugspersonen werden von Mead als signifikante Andere bezeichnet.

Das Kind wechselt ständig zwischen der eigenen Rolle und der signifikanten

Anderen. Auf diese Weise entwickelt es ein Gefühl dafür, sich in Andere hineinzuversetzen. Dabei wird jedoch immer nur eine einzelne Rolle und wenn dann auch nur nacheinander und nicht gleichzeitig, übernommen.

Game: Das Kind übernimmt mehrere Rollen gleichzeitig.

Es muss die Konsequenzen des eigenen Handelns und die damit

verbundenen Folgen für die „Gruppe“ bedenken. Dabei muss es auch das Verhalten der Anderen berücksichtigen.

Das Kind unterliegt hier, im Gegensatz zum Play, Regeln, die es zu befolgen hat.

Die gemeinschaftliche Gruppe bezeichnet Mead als das verallgemeinerte Andere.

Play und Game stellen wesentliche Schritte dar, um das Selbstbewusstsein zu erlangen und werden als „I“ and „Me“ bezeichnet. Dabei wird zwischen dem „I“ und dem „Me“ unterschieden.

Das „I“ interpretiert die Sicht der anderen auf sein Ego und setzt sie zu einem

individuellen Bild zusammen (Impulsives Ich). Es ist unbewusst und nie vollständig sozialisierbar. Außerdem kommen sinnliche und körperliche Bedürfnisse spontan in ihm zum Ausdruck.

Das „Me“ ist die geprägte Persönlichkeit aus der Sichtweise der Gesellschaft oder auch eine zugewiesene Identität (vgl. Freuds „Über-Ich“ oder auch das reflektierte Ich). Es spiegelt das Bild wieder, dass sich andere von einem gemacht haben. Im „Me“ kommt außerdem die Kontrolle des generalisierten Anderen zum Ausdruck.

Das „I“ reagiert auf die vielen „Me“ widerständig.

Durch die Differenz von „I“ und „Me“ entwickelt sich ein reflexives Bewusstsein.

Wenn beide Seiten des Ichs in einer gleichwertigen Spannung zueinander stehen, kommt es zur gelungenen Identität oder auch zu einem Selbstempfinden (Self).

 

Georg Herbert Meat; Geist, Identität und Gesellschaft aus der Sicht des Sozialbehaviourismus; 17. Aufl. 2013; Suhrkamp Verlag; Frankfurt / M.

„Geist, Identität und Gesellschaft“ (1973) – (07.01.2016)